Neue Route im Gesäuse, Rosskuppen Nordpfeiler, Superwix, 9+/E8, 8 SL, abo

Walter und ich haben eine neue Route im Gesäuse, am Rosskuppen Nordpfeiler eröffnet.
Am 12.09.2010 konnte ich von Reini Schirl gesichert den ersten rotpunkt unserer neuen Linie an der Rosskuppe machen.
Im Herbst 2009 haben wir damit begonnen und sie im Sommer 2010 mit tatkräftiger Unterstützung von Otto Koutny und Mario Hartmann fertig gestellt.
Die Route wurde wie immer ohne Erkunden im Vorstieg erschlossen und mit M10 Bolts eingerichtet. Wo möglich wurden Friends verwendet.
Eine obligate Bewertung ist wie immer schwierig, ich denke man muss aber ca. 9- zwischen den Sicherungen klettern.
Die neue Linie steigt links vom Schindluder ein und geht vom Band aus direkt durch die gelb weißen, überhängenden Platten des Rosskuppenpfeilers.
Die Linie ist für Gesäuseverhältnisse außergewöhnlich steil und anstrengend. Dadurch, dass man zwischen den harten Passagen immer wieder passabel steht und schütteln kann ist keine der Längen 2stellig geworden. Aber die Summe der vielen schweren Klettermeter zehrt an Körper und Geist. Schließlich gibt es keine 10m die man wirklich entspannt klettern könnte, man kommt auch in den leichteren Metern sofort in Schwierigkeiten wenn man nicht voll dabei ist.

Obwohl numerisch nicht so schwer wie Diallo, sind Walter und ich der Meinung, dass die neue Route in Summe anspruchsvoller ist. Diallo hat „nur“ eine 10m Boulderpassage und ein paar schwerere Einzelstellen. Hat man die halbwegs drauf, kann man bei einem Ausrutscher auch mal abziehen und eine Länge nochmals klettern. Der gesamte körperliche und psychische Anspruch ist daher nicht so hoch wie in Superwix.
Damit ist Superwix aus unserer Sicht die derzeit anspruchsvollste Linie im Gesäuse.
Ich habe auch noch nie so viel Zeit in eine neue Route stecken müssen, in Summe sind das doch 7 Bohr und Arbeitstage gewesen, auch wenn wir ein paar mal etwas Pech hatten….

Walter und ich sind im September 2009 das erste mal in die Linie rein gestartet. Unten sind wir über die Route Schindluder eingestiegen, wir wollten uns mal die Felsqualität am gelb weißen Pfeiler näher ansehen. Der extrem raue und ziselierte Fels hat uns sofort voll begeistert! Die erste Länge habe ich etwas über links begonnen, weil wir nicht ganz sicher waren ob und wo wir für den unteren Teil eine eigenständige Linie legen würden. Diese Länge haben wir heuer zugunsten einer direkten Linie umgebohrt.
Während ich die 2. Länge am Pfeiler geklettert bin hätte ich fast ein Taschentuch in der Unterhose gebraucht, so geil ist die.... steil, rau, immer was da, komplexe Moves, super zum Cliffen und Bohren, leicht runoutig,…..

Die 3. Länge am Pfeiler hat Walter gerade hoch gezogen. Weiter bester Fels, aber nach 30m eine plötzlich glatte und extrem boulderlastige Stelle. Schon wieder so eine blöde Einzelstelle?

Etwas später begleitet mich Otto, wie immer voll begeistert, und ich schaue vom vorletzten Bolt von Walter mal nach links wo ich mich über eine schmale Querstruktur in einen grauen Streifen schummeln kann. Und siehe da mein Optimismus wird mit ein paar guten Löchern im steilen Aufschwung belohnt. Den Rest dieser langen Länge kann ich rasch klettern und noch einige Bolts in die nächste Länge rauf bohren, da gehen auch einige Friends, das verkürzt die Arbeit etwas. Der Quergang unter dem Dachriegel ist heikel weil es einiges zum Abräumen gibt und am Peternpfad immer Leute unterwegs sind und wir aufpassen müssen um niemanden zu gefährden. Daher sind hier ein paar Stellen etwas dichter gebohrt. Und plötzlich ist der Tag vorbei, wo ist die Zeit hingekommen?

Mit Walter komme ich etwas später wieder und wir stellen fest, dass wir am Umkehrpunkt vom Sack ziehen und der vorangegangenen Kletterei schon völlig erledigt sind. Walter startet in die Verschneidung. Nach einer guten Stunde werkeln erreicht er das Ende der Verschneidung und tritt völlig unerwartet ab, der Fels ist nass und rutschig? Es hat schon vor einem Zeiterl zu regnen begonnen, das ist uns aber gar nicht auf gefallen, so steil ist es. Na ja, vom Tag wäre noch was übrig gewesen um auch die letzte Länge noch an zu gehen, aber da hilft nichts, wir seilen ab. Es bleibt aber noch Zeit den Beginn der verbohrte 3. Länge ztu korrigieren. Wir ziehen die Linie schon vom Stand weg etwas nach links. Eine weitere tolle, sehr homogene Länge ist fertig.
Das Wetter wird dann kalt und die Saison ist vorbei.

Im Juni 2010 kann ich den Mario motivieren mit mir rauf zu gehen. Nach hartem Klettern, Schleppen und Ziehen hängen wir am Stand nach der Verschneidung. Es ist schon wieder später Nachmittag als ich in die letzte Länge starte, wo bleibt nur die Zeit in dieser Route?
Nach 3 Bolts in plattigem Gelände komme ich zu dem markanten Riss mit den Dächern. Ich entscheide mich dafür den Riss raus zu klettern. Gar keine schlechte Kletterei, es lässt sich alles mobil sichern und ich stehe rasch am Pfeiler wo es dann leicht wird und nach 30m die Rosskuppenkante von rechts daher kommt. Hier soll die neue Route enden, ich möchte nicht in klassische Linien hinein bohren.
Aber nach so geilen Platten, Überhängen und schweren Wandstellen nun eine 7- Riss und Verschneidungslänge?
Ich beginne mit dem Abseilen und da zieht ein Überhang mit guten Henkeln, geile Platten, steile Pfeilerkletterei an mir vorbei. Nein, dass gehört schon noch zur Tour! Ich beginne noch von oben gesichert mit dem Auschecken der Passagen und versuche zu markieren wo die Bolts hin sollen. Und da ist plötzlich wieder so eine glatte Stelle. Da haben sie bei der Entstehung der Rosskuppenkante auf ein Loch oder eine Struktur vergessen! Aber ein Griff um die Kante ergibt einen Ausweg, ein paar leichtere Meter und dann noch mal steil über den Ausstiegspfeiler und mit guten Henkeln und ein paar Rissen raus zum Stand. Die Bolts sind rasch gesetzt und schon wieder ist es 19.30. Rasch abseilen und mit den schweren Rucksäcken den Peternpfad runter stolpern. Im Gasthaus kriegen wir Gnadenhalber noch jeder ein Wurstsemmerl, um 22.30 gibt’s in Hieflau leider keine warme Küche mehr, dafür nehmen wir halt noch ein zusätzliches Glasweckerl......

Nach dem Sommerfamilienurlaub ist auch Walter wieder motiviert und wir treffen uns am Vorabend im Haindlkar um einen eigenen Zustieg zu finden und die erste Pfeilerlänge zu begradigen. Beim Rucksackpacken am frühen Morgen kommt es auf, dass ich die Akkus noch im Ladegerät im Keller habe. Wir packen die Gelegenheit beim Schopf und gehen die schon vorhandenen Längen auschecken. Aber vor der Verschneidung ist der Tag schon wieder zu Ende und wir beide sind völlig erledigt. Und erneut habe ich nicht in den oberen 2 Längen gecheckt.

Ein weiters mal quäle ich mich mit Walter und den drückenden Rucksäcken den Peternpfad rauf. Mittlerweile kenne ich schon fast alle losen Steine persönlich, schneller geht’s trotzdem nicht. Heute wollen wir einen eigenständigen Einstieg erschließen.

Wir starten auf der Höhe des 3. Standes der Schindluder, ca. 40m links derselben in die Platten. Die ersten Meter sind etwas brüchig, das lässt sich aber gut ausputzen. Dann kommen die ersten gemeinen Gesäuseplatten. Wenn es am Morgen noch feucht ist schmieren die Flechten auf den glatten Platten, man muss schon recht gut stehen um diese Platten halbwegs locker zu klettern.
Die 2. Länge startet steil und trifft nach ca. 20m auf die von links kommende Rechte Rosskuppen Nordwand. Im Riss stecken hier einige Haken, da haben wir nicht dazu gebohrt. Nach 10m, vom Absatz wo auch einer der Stände der klassischen Route ist, verlasse ich die alte Route wieder und klettere gerade über den Pfeiler und mache auf einem bequemen Band direkt unter der ersten Pfeilerlänge Stand.

Walter startet in die steilen Platten des Pfeilers. Die ersten Bolts setzt er dicht damit er nicht auf das Band runter kommt. Nach einem Reibungsaufsteher kommt er auf einen Absatz und kann unter der ansetzenden steilen Wand nochmals gut rasten. Die folgenden Meter plagt er sich ziemlich mit dem Bohren, er will die große Schuppe links nicht nehmen, er fürchtet dass sie sich lösen könnte. Nach eingehender Begutachtung erscheint sie uns letztlich aber als fest genug. Ein Rest Skepsis bleibt, sie steht immerhin ca, 12 Meter frei.
Am Ende der Schuppe kommt er auf die letzen Meter meiner ursprünglichen Linie. Wir haben uns leicht verschätzt und haben nun einen Bolt zu wenig, aber zumindest das Loch ist gebohrt.
Das heißt beim nächsten Mal einen Bolt, den Hammer und den Schraubenschlüssel nicht vergessen.

Mit Reini habe ich 2 Wochen Kletterurlaub geplant, der Auftakt soll der rotpunkt der neuen Route sein. Motiviert steige ich ein, bin aber in den ersten Längen völlig verkrampft. Dann beginnt es aber zu laufen und ich klettere die erste 9+ Länge recht locker. In der 2. schweren Länge habe ich immer den Pump gegen das Ende hin gefürchtet. Es stellt sich aber heraus, dass man dort vor der letzten Stelle ausgezeichnet rasten kann. Trotzdem gehen die vielen schweren Stellen ziemlich auf die Substanz.
In der Verschneidung steige ich schon etwas angepumpt in den oberen Piaz und es zieht mir unvermittelt die Füße weg. Der Ellbogen angeschlagen, den Unterarm völlig zerschunden, laut fluchend hänge ich im Seil. Ich steige sofort nochmals ein und bekomme nach wenigen Metern die Rechnung in Form von Krämpfen in den Unterarmen präsentiert. Natürlich verhungere ich im Piaz wieder und ich klettere mit hängen bis zum Stand. In der letzten Länge hebe ich dann nicht mal mehr ab! Nach wildem Bouldern kann ich bis zum Quergang nach dem Riss klettern. Nun kann ich den verdammten Bolt nicht mehr klippen. Nach mehreren weiten Abtritten in die Platte runter kann ich mit aller größter Mühe den Bolt einhängen. Die Plattenpassage danach kann ich mit Hängen checken, den „leichten“ Ausstiegspfeiler komme ich aber nur mehr mit Ach und Krach rauf.
Na super, völlig vernichtet, ein toller Urlaubsauftakt!

Nach den 2 Wochen Dolomiten bin ich gut entspannt aber der erste Tag in der Arbeit ist so ernüchternd, dass ich für den Mittwoch gleich wieder Urlaub nehme. Ich gehe mit der Bohrmaschine im Rucksack über den Peternpfad auf die Rosskuppe und klettere den oberen Teil der Rosskuppenkante ab um zu unserem obersten Stand zu gelangen. Ganz ehrlich hatte ich überhaupt keine Lust den Haulbag mit der Maschine wegen eines Bohrhakens nochmals durch die Route zu schleifen. Ich bohre den Bolt den ich vor 2 Wochen nicht klippen konnte und den gleich nach dem Stand etwas um. Die oberen Längen sauber auschecken, die anderen Längen teilweise noch mal klettern und die wichtigsten Griffe putzen. Und schon wieder ist es Abend.

Am Wochenende ist Reini wieder dabei. In der Früh ist es schon ziemlich frisch und die Luftfeuchtigkeit kondensiert am eiskalten Fels. Es läuft aber trotzdem gut und ich kann recht souverän die ganze Route ohne Hänger punkten. Hurra! Was für eine tolle Linie, was für eine tolle Zeit in den heimatlichen Bergen!

Der Name der Route soll die benachbarte Route Supermix karikieren.

Hier wurde der untere Teil der im 1928er Jahr erstbegangenen klassischen Rosskuppen Nordwand und der Mittelteil der Endverschneidung eingebohrt, dann zweieinhalb neue Längen erschlossen und der Ausstieg der direkten Rosskuppennordwand nieder gebohrt. Hier stecken BH im 3er und 4er Gelände, dass gut mobil ab zu sichern wäre. Und das ganze wird im neuen Auswahl Führer als Neutour von Klaus Hoi verkauft.

Von jemandem, der immer die höchsten Maßstäbe an alle anderen Kletterer angelegt hat die in „seinen“ Bergen neue Routen und ihm damit Konkurrenz gemacht haben?
Das kommentiere ich nur mit einer neuen, sehr anspruchsvollen Route.

Leider sind weder der End noch der alte Hess Pichl Führer mehr aktuell bzw. zu erhalten und junge Leute werden in wenigen Jahren nicht mehr wissen, dass die Rosskuppen Nordwand nicht von Klaus Hoi mit der Bohrmaschine sondern von Feiertag, Schreiner im Jahr 1928 mit ein paar wenigen Haken gemacht wurde…………..

Zustieg: über den Peternpfad unter die Rosskuppen Nordwand, wo der Peternpfad links aus der Schlucht wieder ausquert rechts über Bänder unter die Wand. Einstieg ca. 40m links der 3. Seillänge von Schindluder.

Abstieg: abseilen, oder über den oberen Teil der Rosskuppenkante (ca. 120m, 3-4) raus.

Material: min. 50er Doppelseil, 12 Express, Friends 1“ – 2,5“

Kommentare

Super Manda

Gratuliere Euch zu dieser tollen Route. Zum Glück hab ich noch einen alten Pichlführer. End leider nicht. Vielleicht sieht man sich ja heuer mal in den TM's. Mittlerweile kenn ich ja auch den Mario.
lg